7. SONNTAG im Jahreskreis

1. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth (15, 45-49)

Evangelium nach Lukas (6, 27 - 38):

Durch die jüngsten Ereignisse in unserer Gesellschaft bekommt man das Gefühl, dass die Gewalt zunimmt. Wie geht man miteinander um? Das Klima ist oft sehr rau, rücksichtslos. Es geht nur um den eigenen Vorteil:

„Nimm so viel du kriegen kannst und gib nichts wieder her! - Geh über Leichen, wenn dies Profit und Rendite fördert! Suche deinen Vorteil! - Investiere nur dort, wo es sich lohnt. Geiz ist geil! - Eine Hand wäscht die andere. Lass dir nichts gefallen, zahle mit gleicher Münze zurück. - Wenn dich jemand schlägt, dann schlage hart und gnadenlos zurück. - Zeige jeden sofort an, der dich beleidigt. - Habe keine Skrupel, jemanden fertigzumachen, der deinem Weiterkommen im Wege steht. Und vor allem: Lass dich nicht erwischen!

Man könnte die Liste noch weiterführen. Die Aggressionen nehmen zu. Es sind harte, gnadenlose Gesetze in unserer Gesellschaft, nicht nur in der Geschäftswelt. Es sind Haltungen und Verhaltensweisen, die ein friedvolles Zusammenleben auf die Dauer unmöglich machen.

Dagegen reagiert Jesus. Unsere innere Einstellung und unser Umgang miteinander sollen anders sein. Es geht um eine Lebenspraxis, die man so zusammenfassen könnte: „Behandle den anderen so, wie du selbst von ihm behandelt werden möchtest.“ Ich möchte, dass andere wohlwollend auf mich zugehen. Ich erhoffe von einem, den ich schlecht behandelt habe, geschädigt habe, dass er mir gegenüber barmherzig ist, dass er mir verzeiht. Wir sollen Konflikte nicht eskalieren lassen, sondern selbst aussteigen, den Kreislauf der Gewalt durchbrechen. „Beantworte Böses mit Güte“, hat auch Paulus einmal gesagt. Das kann entwaffnend wirken. Tut Gutes ohne Berechnung, ohne etwas zurückzuerwarten! „Liebe deine Mitmenschen.“

Ist das nur eine Floskel? Damit ist mehr gemeint als: Seid lieb und nett zueinander. Es geht hier um unendlich viel mehr als um romantische Gefühle. Lieben heißt Taten setzen, die dem anderen Gutes tun, ihm das Gefühl geben, wertvoll und anerkannt zu sein. Und wie so oft, formuliert Jesus es noch viel radikaler: Liebe sogar deinen Feind, den Menschen, den du unsympathisch findest, mit dem du nicht gut kannst. Betet um Gottes Segen für ihn. Da geht es nicht um schöne Gefühle, sondern darum, dass wir jeden Menschen, egal wie er ist, als Mensch respektieren, auch wenn wir seine Taten als falsch beurteilen. Wenn er in irgendeiner Not ist, dann hilf ihm, auch wenn er dein Feind oder dein Konkurrent ist.

Und warum soll ich das tun? Für mich als Christ ist der andere genauso ein Geschöpf Gottes wie ich, von Gott erwünscht und geliebt. Wir sind ja alle Kinder Gottes, von Gott geliebt und angenommen, auch de, der mir unsympathisch ist. Weil Gott niemanden ausschließt, weil Gott auch sein Vater ist. Gott nimmt auch ihn an, auch mit seiner Schuld. „Denn er ist auch gut zu den undankbaren und schlechten Menschen.“ Gott lässt es regnen über Gute und Böse. Er schreibt niemanden ab.

Kann ich es Gott gegenüber verantworten, anders zu handeln? »Werdet barmherzig, so wie euer Vater barmherzig ist! Verurteilt nicht andere, dann wird Gott auch euch nicht verurteilen. Sitzt über niemanden zu Gericht, dann wird Gott auch über euch nicht zu Gericht sitzen. Verzeiht, dann wird Gott euch verzeihen.

Wenn es uns gelingt, wenigstens als Christen untereinander, nach diesen Werten und Vorstellungen von Jesus zu leben, dann werden wir unsere Welt wenigstens ein Stücken zum Guten verwandeln. Dann wird Gottes Reich mitten unter uns sein. Und darauf kommt es Jesus an. Behandelt einander so, wie ihr selbst voneinander behandelt werden wollt. Dann sind wir auf dem richtigen Weg.

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